Ein dunkler Mann mit wildem Haupt- und Barthaar sowie finsterem Gesichtausdruck hält in seiner linken Hand ein goldenes Haupt mit angstvoll erschrockenem Gesichtsausdruck, das der Ikonografie des Medusenhauptes ähnlich ist. In seiner Rechten liegt ein Schwert von enormer Größe, das mit der Spitze auf den im Gras liegenden Corpus delicti weist: einen hellhäutigen nackten männlichen Körper, dem Kopf, Arme und Beine vom Rumpf abgetrennt wurden. Die im Moment des Todes in ihrer Haltung erstarrten Gliedmaßen liegen verbindungslos neben dem Torso auf der Rasenfläche, die den klar abgegrenzten Raum der grausamen Zerstückelungsszene bezeichnet. Hinterfangen wird das Geschehen von einer architektonischen Kulisse, die Erinnerungen an Venedig weckt. Bauliche Versatzstücke am linken Bildrand überhöhen die Szene und verleihen ihr antikischen Charakter.
Zum Motiv der rituellen Enthauptung und Zerstückelung gibt es zahlreiche mythische und religiöse Entsprechungen, so beispielsweise im altägyptischen Mythos von Isis und Osiris oder der Allegorie des Merlin. In der Alchemie spielt das Thema im Rahmen der Stirb und Werde-Vorstellung eine zentrale Rolle, für das auch eine motivische Parallele in der Aurora Consurgens vorhanden ist; chemisch wird es mit dem Prozess der Kalzination, einer Oxydation durch Erhitzung, gleichgesetzt. Erstaunlicherweise verzichtet der Maler des Splendor Solis auf die Darstellung des im Text ausführlich erwähnten Zettels in der linken Hand des Schlächters. Hierfür dürften in erster Linie künstlerische Gründe ausschlaggebend sein, denen zufolge sich der Maler für eine ‚klassische‘ Enthauptungsikonografie mit dem Schwert in der einen und dem Kopf in der anderen Hand entschieden hat, wie sie beispielsweise Darstellungen der Judith mit dem Haupt des Holofernes zeigen. Starke Anregung bezieht der Maler jedoch von einem deutschen Holzschnitt zu Vergils Aeneis, dessen Protagonist den Kopf gerade nicht in der Hand hält, so dass die Frage des Zettels letztlich ungeklärt bleiben muss.
Jörg Völlnagel
(Kunsthistoriker, Staatliche Museen zu Berlin)
Ein dunkler Mann mit wildem Haupt- und Barthaar sowie finsterem Gesichtausdruck hält in seiner linken Hand ein goldenes Haupt mit angstvoll erschrockenem Gesichtsausdruck, das der Ikonografie des Medusenhauptes ähnlich ist. In seiner Rechten liegt ein Schwert von enormer Größe, das mit der Spitze auf den im Gras liegenden Corpus delicti weist: einen hellhäutigen nackten männlichen Körper, dem Kopf, Arme und Beine vom Rumpf abgetrennt wurden. Die im Moment des Todes in ihrer Haltung erstarrten Gliedmaßen liegen verbindungslos neben dem Torso auf der Rasenfläche, die den klar abgegrenzten Raum der grausamen Zerstückelungsszene bezeichnet. Hinterfangen wird das Geschehen von einer architektonischen Kulisse, die Erinnerungen an Venedig weckt. Bauliche Versatzstücke am linken Bildrand überhöhen die Szene und verleihen ihr antikischen Charakter.
Zum Motiv der rituellen Enthauptung und Zerstückelung gibt es zahlreiche mythische und religiöse Entsprechungen, so beispielsweise im altägyptischen Mythos von Isis und Osiris oder der Allegorie des Merlin. In der Alchemie spielt das Thema im Rahmen der Stirb und Werde-Vorstellung eine zentrale Rolle, für das auch eine motivische Parallele in der Aurora Consurgens vorhanden ist; chemisch wird es mit dem Prozess der Kalzination, einer Oxydation durch Erhitzung, gleichgesetzt. Erstaunlicherweise verzichtet der Maler des Splendor Solis auf die Darstellung des im Text ausführlich erwähnten Zettels in der linken Hand des Schlächters. Hierfür dürften in erster Linie künstlerische Gründe ausschlaggebend sein, denen zufolge sich der Maler für eine ‚klassische‘ Enthauptungsikonografie mit dem Schwert in der einen und dem Kopf in der anderen Hand entschieden hat, wie sie beispielsweise Darstellungen der Judith mit dem Haupt des Holofernes zeigen. Starke Anregung bezieht der Maler jedoch von einem deutschen Holzschnitt zu Vergils Aeneis, dessen Protagonist den Kopf gerade nicht in der Hand hält, so dass die Frage des Zettels letztlich ungeklärt bleiben muss.
Jörg Völlnagel
(Kunsthistoriker, Staatliche Museen zu Berlin)