Monochrom in Grautönen gehalten, fährt der Planetengott Saturn am Himmel in seinem offenen Wagen, der von zwei grünen, goldgehöhten Drachen gezogen wird. In der rechten Hand hält Saturn eine Sichel, während an seiner linken Schulter der Schlangenstab Caduceus lehnt, der als Attribut eigentlich seinem Kollegen Merkur zukommt. Diese verwirrende Tatsache erklärt Hartlaub mit dem Hinweis, „... daß der Ausgangsstoff der Alchemie bald gemeiner Merkur, bald Blei (= Saturn) genannt wird.“ Unten auf der Erde sind die sogenannten Saturnkinder in Szenen landwirtschaftlicher Arbeit sowie in Darstellungen körperlicher Gebrechen und des Todes zu sehen. Im zweiten, inneren Bildfeld zeigt die auf einem grünen Lorbeerkranz stehende Phiole die Darstellung eines Knaben, der einen blau gepunkteten Drachen mit goldener Flüssigkeit aus einer Flasche tränkt, während er mit seiner anderen Hand einen Blasebalg betätigt, der auf den Drachen gerichtet ist.
Das dem Planeten Saturn zugeordnete Blei wird als minderwertigstes Metall betrachtet und stellt den Ausgangspunkt metallischer Veredelung dar. Der Drache, welcher der Alchemie als Symbol der Urmaterie, der Prima Materia, gilt und demzufolge mit Blei korrespondiert, findet sich als Inhalt eines gläsernen Vas Hermeticum bereits in einer Illustration des Donum Dei, das hier die Vorlage für den Splendor Solis darstellt. Die Nährung des Drachens, die wie der anfachende Blasebalg als Bild für die Erhitzung durch Feuer steht, erwähnt auch die goldene Inschrift der Farbkartusche in der Nürnberger Handschrift des Splendor Solis (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 146 766): „Draconem nostrum mortuum sanguine construite ut vivat“ (Baut unseren toten Drachen mit Blut auf, dass er lebe). Entsprechende Inschriften, die von späterer Hand eingefügt worden sein dürften, finden sich auch in den anderen Farbfeldern der Planetenkinder, jedoch ausschließlich in der Nürnberger Handschrift. Da sie gewissermaßen einen primären Interpretationshinweis liefern, sollen sie auch im Folgenden angeführt werden.
Jörg Völlnagel
(Kunsthistoriker, Staatliche Museen zu Berlin)
Monochrom in Grautönen gehalten, fährt der Planetengott Saturn am Himmel in seinem offenen Wagen, der von zwei grünen, goldgehöhten Drachen gezogen wird. In der rechten Hand hält Saturn eine Sichel, während an seiner linken Schulter der Schlangenstab Caduceus lehnt, der als Attribut eigentlich seinem Kollegen Merkur zukommt. Diese verwirrende Tatsache erklärt Hartlaub mit dem Hinweis, „... daß der Ausgangsstoff der Alchemie bald gemeiner Merkur, bald Blei (= Saturn) genannt wird.“ Unten auf der Erde sind die sogenannten Saturnkinder in Szenen landwirtschaftlicher Arbeit sowie in Darstellungen körperlicher Gebrechen und des Todes zu sehen. Im zweiten, inneren Bildfeld zeigt die auf einem grünen Lorbeerkranz stehende Phiole die Darstellung eines Knaben, der einen blau gepunkteten Drachen mit goldener Flüssigkeit aus einer Flasche tränkt, während er mit seiner anderen Hand einen Blasebalg betätigt, der auf den Drachen gerichtet ist.
Das dem Planeten Saturn zugeordnete Blei wird als minderwertigstes Metall betrachtet und stellt den Ausgangspunkt metallischer Veredelung dar. Der Drache, welcher der Alchemie als Symbol der Urmaterie, der Prima Materia, gilt und demzufolge mit Blei korrespondiert, findet sich als Inhalt eines gläsernen Vas Hermeticum bereits in einer Illustration des Donum Dei, das hier die Vorlage für den Splendor Solis darstellt. Die Nährung des Drachens, die wie der anfachende Blasebalg als Bild für die Erhitzung durch Feuer steht, erwähnt auch die goldene Inschrift der Farbkartusche in der Nürnberger Handschrift des Splendor Solis (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 146 766): „Draconem nostrum mortuum sanguine construite ut vivat“ (Baut unseren toten Drachen mit Blut auf, dass er lebe). Entsprechende Inschriften, die von späterer Hand eingefügt worden sein dürften, finden sich auch in den anderen Farbfeldern der Planetenkinder, jedoch ausschließlich in der Nürnberger Handschrift. Da sie gewissermaßen einen primären Interpretationshinweis liefern, sollen sie auch im Folgenden angeführt werden.
Jörg Völlnagel
(Kunsthistoriker, Staatliche Museen zu Berlin)