Beatus von Silos

f. 2r, Die Hölle, Petrus


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Das f. 2, ursprünglich freigelassen, wurde von Petrus mit der Höllen-Illustration bereichert, die im Rahmen der mittelalterlichen Ikonografie aufgrund ihrer Seltenheit und Komplexität eine ungewöhnliche Berühmtheit erlangt hat. Meine Absicht ist keine lange Abschweifung über besagte Illustration. Ich möchte nur den derzeitigen Forschungsstand zusammenfassen und einige Ideen beisteuern. Die prächtig kolorierte Miniatur war in dem ursprünglichen Antifonar-Entwurf nicht enthalten, wie bereits vor vielen Jahren C. Cid herausstellte.  A. Boylan ist der Auffassung, dass diese Abbildung konzipiert wurde, um den Festtag des heiligen Romans (18. November) zu illustrieren, die auf den dem Antifonar vorangehenden Folios einbezogen wurde. In ihr wird auf die Prüfung der Hitze und der Kälte angespielt, denen das Leben des Gerechten unterzogen wird, das mit der die Darstellung umgebenden Legende gleichgesetzt wird „sie werden von großer Hitze in Schneewasser und von Schneewasser zu großer Hitze kommen“ (Hiob 24, 19), ein Punkt, der anschließend analysiert werden wird. Die Textaussage des Festtags des erwähnten Heiligen hat überhaupt nichts mit der Qual der zur eschatologischen Läuterung Verurteilten im Buch Hiob zu tun. Vor kurzem hat S. Silva meiner Meinung nach neue, überzeugende Thesen vorgebracht. Meiner Meinung nach wurde diese Illustration ausdrücklich für den Beatus angefertigt, als dieser bereits fertig gestellt war - und zwar auf dem leeren Folio mit einer eindeutig belehrenden Absicht.

Die Komposition ist in eine vierläppige Form eingepasst, deren Bogen mit einem idealen Umfang übereinstimmen, dessen Radius in Bezug zu jedem einzelnen der entsprechenden Bogen des vierlappigen Kreises steht, welche die Hölle bilden und der goldenen Proportion, der goldenen Zahl entspricht. In diesen Bogen ist der Begriff IN / FER / N / US auf grünem, roten, blauen und roten Hintergrund angeordnet. Kontraste, die sich zweifelsohne mit den von den auf den Wechsel von Hitze und Kälte anspielenden Inschriften verknüpfen. Auf diese Weise liest man nacheinander die Inschrift, in der Höllenqualen gewaltiger Kontraste erwähnt werden: der Übergang von der größten Hitze zu eisigem Wasser und der umgekehrte Vorgang, teilweise übereinstimmend mit der Paraphrase von Hiob 24,19: “ad aquas nivium […] aquas nivium transibunt ad calore nivium a calore nimio transibunt” – der Text bei Hiob lautet “ad nimium calorem transeat ab aquis nivium et usque ad inferos peccatum illius”. Hieronymus greift wie Bruno Astensis (de tormentis ad tormenta translati, nunc frigore, nunc aestu cruciabuntur) die Vorstellung des Gegensatzes Hitze/Kälte als zwei die Hölle bildende Bestandteile erneut auf: “duas gehennas… ignis et frigoris”. Die Höllentexte aus Silos sind konzentrisch angeordnet; von außen nach innen.

J. Yarza hat zutreffend die Aufmerksamkeit auf die pantakulare Gliederung der Höllenabbildung gelenkt. Es handelt sich um eine durch Kreise geschaffene kosmische Darstellung. Die darin untergebrachten Lebewesen sind Zwittergestalten zwischen Tieren und Menschen, die sich in der komplexen gnostischen Vorstellungswelt wiederholten, aber weder in der mozarabischen noch in der ausländischen Tradition.  Andererseits scheint sich die Farbwahl an einigen präzisen Motivationen zu orientieren, vielleicht magischer Konnotationen in Verbindung mit dem Wechsel zwischen den Kontraststrafen.

Wenn auch von allen Seiten sichtbar, ist der Erzengel Michael in der Position, in der er innerhalb des Manuskripts selbst betrachtet wird, in horizontaler Stellung dargestellt. Aber in der kompositorischen Ausgangsposition muss er mit der Waage stehend gesehen werden - ikonografische Neuheit in der hispanischen Kunst - dem Teufel gegenüber, der beabsichtigt, beim Wiegen der Sünden zu seinem Vorteil zu betrügen. Wenn man die Lektüre fortsetzen möchte, muss man das Folio im Uhrzeigersinn drehen. Jeder Teufel und die entsprechenden Verdammten werden nacheinander stehend, nicht liegend dargestellt.  Man beginnt mit Atimos, weiter geht es mit Radamas und es endet mit Beelzebub, ab der ersten Stellung mit den Hauptdarstellern Erzengel Michael und Teufel Barrabas. Wir Yarza herausstellt, bemerkt man, wenn man eine konzentrische Kreislinie um den größten zieht, die durch alle Schnittpunkt aller anderen dieses vierläppgien Gebildes führt, dass sie die buckligen Körper der Dämonen streift, die sich ihr anzupassen scheinen, wodurch der Eindruck der von dem Ensemble verlangten mobilen Rotation geschaffen wird.  In der Tat stellt die Hölle von Silos einen magischen Gegenstand dar, der bei der Textlektüre gedreht werden muss und nach deren Abschluss möglicherweise Zeitgenossen beeindruckt, vor allem die Habgierigen und Unzüchtigen, die Vertreter der am härtesten bestraften Sünden.

Die vier Dämonen mit schrecklichen und aggressiven Körpern nehmen vielfältige Formen an, obgleich sie einer ähnlichen Anatomie folgen. Sie stimmen offenkundig hinsichtlich der Darstellung großer und unangenehmer Augen überein mit der Macht, Schaden zufügen zu können. Der Aberglaube des Behexens mit einem bösen Blick hat einen viel früheren Ursprung und das Mittelalter übernimmt ihn. Von daher die Heilmittel gegen diese Beschwerde mit kohlschwarzen Korallenamuletten sowie anderen Gegenständen und Materialien. Die Namen der Dämonen gehören in verschiedenen Momenten zu dem Repertoire. Wenn Satan seine Wurzeln, gut bewacht, in der Bibel anlässlich des Abfalls der bösen Engel hat, tritt Asmodeo oder Beelzebub in eine komplexere Dynamik ein, wobei er auf der Grundlage des ambivalenten Wesens, das er im Alten Testament hatte, den Status der Böwilligkeit erhält. Luzifer oder Satan dienen dazu, um den Hauptdämon zu bezeichnen, den gegen Gott Aufbegehrenden und den Verführer der Menschen. Andere aus gnostischem oder manichäistischem Umfeld drängen in die mittelalterliche Dämonenwelt ein. Die klassische Antike verleiht Rhadamanth als Richter über die Toten Leben. Er ist gleich zu setzen mit Rhadamanthys, Sohn des Zeus und der Europa, und sein Name bietet einige Varianten. Seine negroiden Züge könnten mit außereuropäischen Menschen verknüpft werden, die von Aiakos gerichtet werden, der zusammen mit Rhadamanth und Minos in Platons Dialog Gorgias auftaucht. Beelzebub stammt von einer Gottheit aus dem Nahen Osten. Gelegentlich wird sein Name sogar verkürzt, wobei das Präfix Baal oder Beel wegfällt, sodass nur Zebub oder Zebul zurückbleibt, wie in dem Beatus von Girona (Girona, Kathedralmuseum, Num. Inv. 7 [11]). Der Name des anstatt Jesus freigelassenen Verbrechers Barrabas findet zu einem unbestimmten Zeitpunkt Aufnahme in den Kreis der Dämonen. Für Isidor von Sevilla (De ortu et obitu patrum) ist es eine Antichrist-Darstellung, aber sie findet sich häufiger in Formeln und Texten gnostischer Herkunft. Der Name Atimos, unzüchtiger Dämon, wie aus der Illustration aus Silos selbst hervorgeht, könnte vielleicht eine fehlerhafte Schreibweise von Minos sein. Nordström greift die Hypothese von Roscher bezüglich einer Kombination von Minos und seinem Bruder Atymnios20 auf; es wurde ebenfalls eine iranische Herkunft21 vorgeschlagen.  Dem kommt der Name Antemos am nächsten, einer derjenigen, die im Beatus-Kommentar zur Bezeichnung des Antichrists dienen, dessen Bedeutung Abstinenzler von Wein und alkoholhaltigen Getränken ist, obgleich bei Hinzuziehung des Textes die Namensänderung sich als unzutreffend erweist. Andererseits regt die Ähnlichkeit mit einem Adinus genannten Dämon dazu an, dieselbe Herkunft beider in der antiken Welt im Umfeld der Gnostik vorzuschlagen, die im Mittelalter fortlebte. Er ist kleiner als die anderen und hat nur ein Bein; das andere wird von zwei Krebszangen ersetzt, mit denen er die zwei Liebenden attackiert, die umschlungen in einem Bett liegen, wobei ihre Körper von einer Decke bedeckt werden. Der Mann legt eine Hand auf die Schulter seiner Partnerin, die aufgrund der längeren Haare als Frau zu erkennen ist. Obgleich generisch auf die erwähnte Strafe des abrupten Wechsels Hitze/Kälte angespielt wird, die sich auf alle Sünden bezieht, werden auf der Abbildung nur Unzucht und Habsucht explizit gezeigt. Die Strafe für andere wie Heuchler, Rachsüchtige, usw., die eventuell in muselmanischen Texten und von christlichen Exegeten enthalten sind, werden abgeleitet.

Beelzebub und Rhadamanth bestrafen Dives, den Reichen, in der Gestalt eines sehr gut ausstaffierten Mannes, an dessen Hals eine große Tasche hängt, wobei er gleichzeitig mit den Händen zwei weitere festhält; eine Anspielung auf das Füllhorn. Die Haare sind mit grünen Kreisen übersät, vielleicht eine Anspielung auf Münzen. Es handelt sich um eine Sünde, auf die man besondere Bedeutung legte, da sie in der Mitte der Komposition angeordnet ist.  Rhadamanth traktiert ihn mit einer Lanze (bifurcum). Der Reiche erleidet zudem am Kopf die Bisse von zwei Schlangen, serpentes comedunt divitem. Seine Füße werden von zwei schildkrötenähnlichen Kröten gebissen, Symbol der Feinde von Ra - des guten Gottes in Ägypten - die im Urchristentum die Mächte der Dunkelheit und des Aberglaubens verkörpern23. Beelzebub, der im Profil Rhadamanth ähnelt, hat wie der gnostische Barrabas Hörner. Im Zusammenhang mit gnostischen Kreisen ist die Gestalt des Seelen wiegenden Erzengels Michaels einzuordnen. Sie wird in dem von Origenes beschriebenen Ophitendiagramm erwähnt und ebenfalls in den gnostischen Gemen mit Merkur in Verbindung gebracht, was zu Skepsis in den frühen christlichen Gemeinden führte.

Mit dem erwähnten Autor bin ich der Meinung, dass das Pantakulo von Silos vielleicht ein christliches Vorbild derselben Art gehabt hat. Und vielleicht können die bewegten und dunklen Jahre zwischen 1109 und 1116 als Entstehungszeit angenommen werden, verstanden als eine Reaktion der Abtei auf die kluniazensische Reform. Der Stellenwert, der der in der Mitte des Pantakulums zu sehenden Habsucht gegeben wird, kann eine scharfe Kritik an dem von den Mönchen von Cluny vor kurzem geäußerten Wunsch nach Reichtümern sein. Der offizielle Tod von Abt Fortunius, mit dem eine neue Etappe beginnt, wird im Jahr 1116 angesetzt, trat aber tatsächlich 1109 ein, dem Jahr der Fertigstellung des Beatus von Silos.


f. 2r, El Infierno (no pertenece al antifonario), Pedro

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f. 2r, Die Hölle, Petrus

Das f. 2, ursprünglich freigelassen, wurde von Petrus mit der Höllen-Illustration bereichert, die im Rahmen der mittelalterlichen Ikonografie aufgrund ihrer Seltenheit und Komplexität eine ungewöhnliche Berühmtheit erlangt hat. Meine Absicht ist keine lange Abschweifung über besagte Illustration. Ich möchte nur den derzeitigen Forschungsstand zusammenfassen und einige Ideen beisteuern. Die prächtig kolorierte Miniatur war in dem ursprünglichen Antifonar-Entwurf nicht enthalten, wie bereits vor vielen Jahren C. Cid herausstellte.  A. Boylan ist der Auffassung, dass diese Abbildung konzipiert wurde, um den Festtag des heiligen Romans (18. November) zu illustrieren, die auf den dem Antifonar vorangehenden Folios einbezogen wurde. In ihr wird auf die Prüfung der Hitze und der Kälte angespielt, denen das Leben des Gerechten unterzogen wird, das mit der die Darstellung umgebenden Legende gleichgesetzt wird „sie werden von großer Hitze in Schneewasser und von Schneewasser zu großer Hitze kommen“ (Hiob 24, 19), ein Punkt, der anschließend analysiert werden wird. Die Textaussage des Festtags des erwähnten Heiligen hat überhaupt nichts mit der Qual der zur eschatologischen Läuterung Verurteilten im Buch Hiob zu tun. Vor kurzem hat S. Silva meiner Meinung nach neue, überzeugende Thesen vorgebracht. Meiner Meinung nach wurde diese Illustration ausdrücklich für den Beatus angefertigt, als dieser bereits fertig gestellt war - und zwar auf dem leeren Folio mit einer eindeutig belehrenden Absicht.

Die Komposition ist in eine vierläppige Form eingepasst, deren Bogen mit einem idealen Umfang übereinstimmen, dessen Radius in Bezug zu jedem einzelnen der entsprechenden Bogen des vierlappigen Kreises steht, welche die Hölle bilden und der goldenen Proportion, der goldenen Zahl entspricht. In diesen Bogen ist der Begriff IN / FER / N / US auf grünem, roten, blauen und roten Hintergrund angeordnet. Kontraste, die sich zweifelsohne mit den von den auf den Wechsel von Hitze und Kälte anspielenden Inschriften verknüpfen. Auf diese Weise liest man nacheinander die Inschrift, in der Höllenqualen gewaltiger Kontraste erwähnt werden: der Übergang von der größten Hitze zu eisigem Wasser und der umgekehrte Vorgang, teilweise übereinstimmend mit der Paraphrase von Hiob 24,19: “ad aquas nivium […] aquas nivium transibunt ad calore nivium a calore nimio transibunt” – der Text bei Hiob lautet “ad nimium calorem transeat ab aquis nivium et usque ad inferos peccatum illius”. Hieronymus greift wie Bruno Astensis (de tormentis ad tormenta translati, nunc frigore, nunc aestu cruciabuntur) die Vorstellung des Gegensatzes Hitze/Kälte als zwei die Hölle bildende Bestandteile erneut auf: “duas gehennas… ignis et frigoris”. Die Höllentexte aus Silos sind konzentrisch angeordnet; von außen nach innen.

J. Yarza hat zutreffend die Aufmerksamkeit auf die pantakulare Gliederung der Höllenabbildung gelenkt. Es handelt sich um eine durch Kreise geschaffene kosmische Darstellung. Die darin untergebrachten Lebewesen sind Zwittergestalten zwischen Tieren und Menschen, die sich in der komplexen gnostischen Vorstellungswelt wiederholten, aber weder in der mozarabischen noch in der ausländischen Tradition.  Andererseits scheint sich die Farbwahl an einigen präzisen Motivationen zu orientieren, vielleicht magischer Konnotationen in Verbindung mit dem Wechsel zwischen den Kontraststrafen.

Wenn auch von allen Seiten sichtbar, ist der Erzengel Michael in der Position, in der er innerhalb des Manuskripts selbst betrachtet wird, in horizontaler Stellung dargestellt. Aber in der kompositorischen Ausgangsposition muss er mit der Waage stehend gesehen werden - ikonografische Neuheit in der hispanischen Kunst - dem Teufel gegenüber, der beabsichtigt, beim Wiegen der Sünden zu seinem Vorteil zu betrügen. Wenn man die Lektüre fortsetzen möchte, muss man das Folio im Uhrzeigersinn drehen. Jeder Teufel und die entsprechenden Verdammten werden nacheinander stehend, nicht liegend dargestellt.  Man beginnt mit Atimos, weiter geht es mit Radamas und es endet mit Beelzebub, ab der ersten Stellung mit den Hauptdarstellern Erzengel Michael und Teufel Barrabas. Wir Yarza herausstellt, bemerkt man, wenn man eine konzentrische Kreislinie um den größten zieht, die durch alle Schnittpunkt aller anderen dieses vierläppgien Gebildes führt, dass sie die buckligen Körper der Dämonen streift, die sich ihr anzupassen scheinen, wodurch der Eindruck der von dem Ensemble verlangten mobilen Rotation geschaffen wird.  In der Tat stellt die Hölle von Silos einen magischen Gegenstand dar, der bei der Textlektüre gedreht werden muss und nach deren Abschluss möglicherweise Zeitgenossen beeindruckt, vor allem die Habgierigen und Unzüchtigen, die Vertreter der am härtesten bestraften Sünden.

Die vier Dämonen mit schrecklichen und aggressiven Körpern nehmen vielfältige Formen an, obgleich sie einer ähnlichen Anatomie folgen. Sie stimmen offenkundig hinsichtlich der Darstellung großer und unangenehmer Augen überein mit der Macht, Schaden zufügen zu können. Der Aberglaube des Behexens mit einem bösen Blick hat einen viel früheren Ursprung und das Mittelalter übernimmt ihn. Von daher die Heilmittel gegen diese Beschwerde mit kohlschwarzen Korallenamuletten sowie anderen Gegenständen und Materialien. Die Namen der Dämonen gehören in verschiedenen Momenten zu dem Repertoire. Wenn Satan seine Wurzeln, gut bewacht, in der Bibel anlässlich des Abfalls der bösen Engel hat, tritt Asmodeo oder Beelzebub in eine komplexere Dynamik ein, wobei er auf der Grundlage des ambivalenten Wesens, das er im Alten Testament hatte, den Status der Böwilligkeit erhält. Luzifer oder Satan dienen dazu, um den Hauptdämon zu bezeichnen, den gegen Gott Aufbegehrenden und den Verführer der Menschen. Andere aus gnostischem oder manichäistischem Umfeld drängen in die mittelalterliche Dämonenwelt ein. Die klassische Antike verleiht Rhadamanth als Richter über die Toten Leben. Er ist gleich zu setzen mit Rhadamanthys, Sohn des Zeus und der Europa, und sein Name bietet einige Varianten. Seine negroiden Züge könnten mit außereuropäischen Menschen verknüpft werden, die von Aiakos gerichtet werden, der zusammen mit Rhadamanth und Minos in Platons Dialog Gorgias auftaucht. Beelzebub stammt von einer Gottheit aus dem Nahen Osten. Gelegentlich wird sein Name sogar verkürzt, wobei das Präfix Baal oder Beel wegfällt, sodass nur Zebub oder Zebul zurückbleibt, wie in dem Beatus von Girona (Girona, Kathedralmuseum, Num. Inv. 7 [11]). Der Name des anstatt Jesus freigelassenen Verbrechers Barrabas findet zu einem unbestimmten Zeitpunkt Aufnahme in den Kreis der Dämonen. Für Isidor von Sevilla (De ortu et obitu patrum) ist es eine Antichrist-Darstellung, aber sie findet sich häufiger in Formeln und Texten gnostischer Herkunft. Der Name Atimos, unzüchtiger Dämon, wie aus der Illustration aus Silos selbst hervorgeht, könnte vielleicht eine fehlerhafte Schreibweise von Minos sein. Nordström greift die Hypothese von Roscher bezüglich einer Kombination von Minos und seinem Bruder Atymnios20 auf; es wurde ebenfalls eine iranische Herkunft21 vorgeschlagen.  Dem kommt der Name Antemos am nächsten, einer derjenigen, die im Beatus-Kommentar zur Bezeichnung des Antichrists dienen, dessen Bedeutung Abstinenzler von Wein und alkoholhaltigen Getränken ist, obgleich bei Hinzuziehung des Textes die Namensänderung sich als unzutreffend erweist. Andererseits regt die Ähnlichkeit mit einem Adinus genannten Dämon dazu an, dieselbe Herkunft beider in der antiken Welt im Umfeld der Gnostik vorzuschlagen, die im Mittelalter fortlebte. Er ist kleiner als die anderen und hat nur ein Bein; das andere wird von zwei Krebszangen ersetzt, mit denen er die zwei Liebenden attackiert, die umschlungen in einem Bett liegen, wobei ihre Körper von einer Decke bedeckt werden. Der Mann legt eine Hand auf die Schulter seiner Partnerin, die aufgrund der längeren Haare als Frau zu erkennen ist. Obgleich generisch auf die erwähnte Strafe des abrupten Wechsels Hitze/Kälte angespielt wird, die sich auf alle Sünden bezieht, werden auf der Abbildung nur Unzucht und Habsucht explizit gezeigt. Die Strafe für andere wie Heuchler, Rachsüchtige, usw., die eventuell in muselmanischen Texten und von christlichen Exegeten enthalten sind, werden abgeleitet.

Beelzebub und Rhadamanth bestrafen Dives, den Reichen, in der Gestalt eines sehr gut ausstaffierten Mannes, an dessen Hals eine große Tasche hängt, wobei er gleichzeitig mit den Händen zwei weitere festhält; eine Anspielung auf das Füllhorn. Die Haare sind mit grünen Kreisen übersät, vielleicht eine Anspielung auf Münzen. Es handelt sich um eine Sünde, auf die man besondere Bedeutung legte, da sie in der Mitte der Komposition angeordnet ist.  Rhadamanth traktiert ihn mit einer Lanze (bifurcum). Der Reiche erleidet zudem am Kopf die Bisse von zwei Schlangen, serpentes comedunt divitem. Seine Füße werden von zwei schildkrötenähnlichen Kröten gebissen, Symbol der Feinde von Ra - des guten Gottes in Ägypten - die im Urchristentum die Mächte der Dunkelheit und des Aberglaubens verkörpern23. Beelzebub, der im Profil Rhadamanth ähnelt, hat wie der gnostische Barrabas Hörner. Im Zusammenhang mit gnostischen Kreisen ist die Gestalt des Seelen wiegenden Erzengels Michaels einzuordnen. Sie wird in dem von Origenes beschriebenen Ophitendiagramm erwähnt und ebenfalls in den gnostischen Gemen mit Merkur in Verbindung gebracht, was zu Skepsis in den frühen christlichen Gemeinden führte.

Mit dem erwähnten Autor bin ich der Meinung, dass das Pantakulo von Silos vielleicht ein christliches Vorbild derselben Art gehabt hat. Und vielleicht können die bewegten und dunklen Jahre zwischen 1109 und 1116 als Entstehungszeit angenommen werden, verstanden als eine Reaktion der Abtei auf die kluniazensische Reform. Der Stellenwert, der der in der Mitte des Pantakulums zu sehenden Habsucht gegeben wird, kann eine scharfe Kritik an dem von den Mönchen von Cluny vor kurzem geäußerten Wunsch nach Reichtümern sein. Der offizielle Tod von Abt Fortunius, mit dem eine neue Etappe beginnt, wird im Jahr 1116 angesetzt, trat aber tatsächlich 1109 ein, dem Jahr der Fertigstellung des Beatus von Silos.


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