Die aus der Werkstatt des Meisters des Dresdner Gebetbuchs stammende Malerei, mit der der Verkündigungssonntag eingeleitet wird, zeigt ein typologisches Bild, das häufig mit der Fleischwerdung Christi gleichgesetzt wird, mit dem Erzengel Gabriel auf der linken Bildseite und der Jungfrau Maria rechts, dem seit karolingischer Zeit benutzten Vorbild gemäß. Der Erstgenannte trägt liturgische Gewänder, hält ein als Jakobslilie auslaufendes Zepter – Sinnbild der Verbindung des Göttlichen und Menschlichen – und mit einem gebeugten Knie macht er mit der rechten Hand eine Geste des Gebets, das von den Philosophen der Antike stammt. Gegenüber die Jungfrau Maria mit blauem Mantel und Tunika, langen, für eine Jungfrau typischen Haaren, gefalteten Händen und geschlossenen Augen – wodurch sie Demut und Bestürzung bekundet -, kniend wendet sie sich leicht dem göttlichen Boten zu; über ihrem Kopf der Heilige Geist in Gestalt der Taube; vor ihr eine Gebetsbank mit einem offenen Buch in karolingischer und ottonischer Tradition, auf dessen Blattvorderseite eine ganzseitige Malerei erscheint wie es in der Malerei der flämischen Erbauungsbücher dieser Zeit gebräuchlich war und rechts ein Text, der sich auf irgendeine Prophezeiung des Alten Testaments bezieht, der im Psalterium oder Stundenbuch enthalten ist. Die Komposition beider Gestalten folgt dem von Giotto di Bondone auf dem Triumphbogen der Scrovegni-Kapelle in Padua vorgegebenen Muster, gleichfalls in Übereinstimmung mit dem Text aus den Meditationen über das Leben Jesu Christi (Kapitel IV) des Franziskaners Johannes von Caulibus aus San Gimignano.
Das von der Textstelle bei Jesaja (11,1) inspirierte Bild von der Wurzel Jesse ist seit dem 3. Jahrhundert als Anspielung auf Jesse, den Vater Davids – der auf dem Gemälde mit den Königsinsignien auf einem Thron schlafend erscheint, und aus dessen Rücken ein Baum keimt – und seine Nachkommen ausgelegt worden, wodurch zum Ausdruck gebracht wird, dass der Messias aus dem königlichen Geschlecht des David hervorgehen wird, dessen Ahnen als Halbfiguren mit monarchischen Gewändern dargestellt werden, die aus Blumenkronen heraustreten, die durch Zweige mit dem Stamm verbunden sind. Dieser ikonographische Aspekt der Vorfahren des jüdischen Herrschers ist orientalischen Ursprung, wahrscheinlich buddhistisch, und kann seit den Griechen europäische Vorbilder vorweisen, wie Vitrubio ausführt, wenn er von einer Dekoration schlechten Geschmacks spricht, die aus «in Blüten endenden Zweigen besteht, aus denen nackte Halbfiguren herauszukommen scheinen, einige mit menschlichen Gesichtern, andere mit Tierköpfen». Diese Art von Figuren erscheint an den Rändern zahlreicher Manuskripte. In der Baumkrone, hervorgehoben durch zwei spitzbogenförmig verschlungene Zweige, die stehende Jungfrau Maria mit dem Jesuskind in ihren Armen, als Fortsetzung des Stamms, wobei Christus dessen Blüte ist, mit jugendlichen Zügen, in einem Clypeus und ganz von vorne, womit seine Allgegenwart und Bedeutung gezeigt wird, abgeleitet im letzten Fall von Abbildungen amtlicher Bilder römischer Kaiser – sacraei imagines - oder Konsuln, wobei dieser Prozess etwa im 4. Jahrhundert begann durch bestimmte ikonographische Vorbilder, die sich im Allgemeinen auf die Vorstellungen von Oberhoheit, Sieg, Macht oder Gerechtigkeit beziehen.
Das erste Vorbild der Wurzel Jesse erscheint im 11. Jahrhundert. Die im Brevier von Isabella der Katholischen abgebildete gehört zu der christologischer Art und scheint sich auf die Textfassung in Röm. 15,12 zu beschränken. Sie scheint sich von der Île-de-France aus über ganz Europa ausgebreitet zu haben.
Die die Malerei säumende Bordüre besteht in erster Linie aus zwei Zweigpärchen diagonal gekreuzter Akanthus, von denen verschiedene Blumen vor goldenem Hintergrund ausgehen.
Die aus der Werkstatt des Meisters des Dresdner Gebetbuchs stammende Malerei, mit der der Verkündigungssonntag eingeleitet wird, zeigt ein typologisches Bild, das häufig mit der Fleischwerdung Christi gleichgesetzt wird, mit dem Erzengel Gabriel auf der linken Bildseite und der Jungfrau Maria rechts, dem seit karolingischer Zeit benutzten Vorbild gemäß. Der Erstgenannte trägt liturgische Gewänder, hält ein als Jakobslilie auslaufendes Zepter – Sinnbild der Verbindung des Göttlichen und Menschlichen – und mit einem gebeugten Knie macht er mit der rechten Hand eine Geste des Gebets, das von den Philosophen der Antike stammt. Gegenüber die Jungfrau Maria mit blauem Mantel und Tunika, langen, für eine Jungfrau typischen Haaren, gefalteten Händen und geschlossenen Augen – wodurch sie Demut und Bestürzung bekundet -, kniend wendet sie sich leicht dem göttlichen Boten zu; über ihrem Kopf der Heilige Geist in Gestalt der Taube; vor ihr eine Gebetsbank mit einem offenen Buch in karolingischer und ottonischer Tradition, auf dessen Blattvorderseite eine ganzseitige Malerei erscheint wie es in der Malerei der flämischen Erbauungsbücher dieser Zeit gebräuchlich war und rechts ein Text, der sich auf irgendeine Prophezeiung des Alten Testaments bezieht, der im Psalterium oder Stundenbuch enthalten ist. Die Komposition beider Gestalten folgt dem von Giotto di Bondone auf dem Triumphbogen der Scrovegni-Kapelle in Padua vorgegebenen Muster, gleichfalls in Übereinstimmung mit dem Text aus den Meditationen über das Leben Jesu Christi (Kapitel IV) des Franziskaners Johannes von Caulibus aus San Gimignano.
Das von der Textstelle bei Jesaja (11,1) inspirierte Bild von der Wurzel Jesse ist seit dem 3. Jahrhundert als Anspielung auf Jesse, den Vater Davids – der auf dem Gemälde mit den Königsinsignien auf einem Thron schlafend erscheint, und aus dessen Rücken ein Baum keimt – und seine Nachkommen ausgelegt worden, wodurch zum Ausdruck gebracht wird, dass der Messias aus dem königlichen Geschlecht des David hervorgehen wird, dessen Ahnen als Halbfiguren mit monarchischen Gewändern dargestellt werden, die aus Blumenkronen heraustreten, die durch Zweige mit dem Stamm verbunden sind. Dieser ikonographische Aspekt der Vorfahren des jüdischen Herrschers ist orientalischen Ursprung, wahrscheinlich buddhistisch, und kann seit den Griechen europäische Vorbilder vorweisen, wie Vitrubio ausführt, wenn er von einer Dekoration schlechten Geschmacks spricht, die aus «in Blüten endenden Zweigen besteht, aus denen nackte Halbfiguren herauszukommen scheinen, einige mit menschlichen Gesichtern, andere mit Tierköpfen». Diese Art von Figuren erscheint an den Rändern zahlreicher Manuskripte. In der Baumkrone, hervorgehoben durch zwei spitzbogenförmig verschlungene Zweige, die stehende Jungfrau Maria mit dem Jesuskind in ihren Armen, als Fortsetzung des Stamms, wobei Christus dessen Blüte ist, mit jugendlichen Zügen, in einem Clypeus und ganz von vorne, womit seine Allgegenwart und Bedeutung gezeigt wird, abgeleitet im letzten Fall von Abbildungen amtlicher Bilder römischer Kaiser – sacraei imagines - oder Konsuln, wobei dieser Prozess etwa im 4. Jahrhundert begann durch bestimmte ikonographische Vorbilder, die sich im Allgemeinen auf die Vorstellungen von Oberhoheit, Sieg, Macht oder Gerechtigkeit beziehen.
Das erste Vorbild der Wurzel Jesse erscheint im 11. Jahrhundert. Die im Brevier von Isabella der Katholischen abgebildete gehört zu der christologischer Art und scheint sich auf die Textfassung in Röm. 15,12 zu beschränken. Sie scheint sich von der Île-de-France aus über ganz Europa ausgebreitet zu haben.
Die die Malerei säumende Bordüre besteht in erster Linie aus zwei Zweigpärchen diagonal gekreuzter Akanthus, von denen verschiedene Blumen vor goldenem Hintergrund ausgehen.