Atlas Vallard

Indonesia, costa occidental de Australia
Zurück

Indonesien, Westküste Australiens

Die dritte Karte des Atlas stellt die Fortsetzung der ersten nach Westen dar. Wie in den zwei vorangehenden Karten bleibt der Süden nach oben ausgerichtet. Auch so steht der Großteil der Legenden (nur mit Ausnahme der wichtigsten) auf dem Kopf und müssen mit umgedrehter Karte gelesen werden.

Die Entsprechung zwischen dem hier dargestellten Küstenrelief und der geografischen Wirklichkeit ist weniger offensichtlich als an der Ostküste, was sich nicht als überraschend erweist, wenn wir bedenken, dass sie nahezu mit Sicherheit zu unterschiedlichen Anlässen und von verschiedenen Personen kartographisch erfasst wurden. Die Toponymie ist wie an der gegenüber liegenden Küste durchgehend portugiesisch, wenn auch bisweilen vom Kopisten verändert oder ins Französische übersetzt. Wie wir bereits angedeutet haben, wiederholen sich verschiedene Toponyme an beiden Küsten.

Genau wie auf der Landkarte 1 haben die Miniaturen nichts mit Australien zu tun, stellen Szenen des Lebens des malaysischen Archipels dar, wie die Begleiter Parmentiers auf Sumatra hatten beobachten können.

Auf der linken Hälfte der Landkarte, inmitten des Indischen Ozeans, erscheint eine Insel beträchtlicher Größe, die als L’Ille des Géans bezeichnet wird. Dabei handelt es sich offenbar um die grafische Darstellung eines mittelalterlichen Mythos. Im 16. Jahrhundert wurde eine solche «Insel der Giganten» manchmal mit den Falkland-Inseln identifiziert. Auf der vorliegenden Karte sind die Giganten vermutlich Menschenfresser, denn es wird ein menschliches Wesen mit einem Messer in der Hand abgebildet, das einen Menschen auf einem Tisch zerteilt und wie es scheint das Blut in einem Kübel auffängt. Obwohl berechtigt oder unberechtigt Kannibalismus mit verschiedensten Völkern niedriger Kulturstufe in allen Teilen der Welt verbunden wird, kann es sich hier um eine Reminiszenz des von Marco Polo den Bewohnern von «Java Menor», also Sumatra, zugesprochenen Kannibalismus handeln.
Die das Meer verzierenden Miniaturen sind phantasievoll.

Luís Filipe F. R. Thomaz
Direktor des Instituts für Orientalische Studien der Portugiesischen Katholischen Universität
(Auszug aus dem Kommentarband Atlas Vallard)

Cookie-Einstellungen

Wir verwenden eigene Cookies und Cookies von Dritten, um unsere Dienste zu verbessern, indem wir Ihre Surfgewohnheiten analysieren. Weitere Informationen finden Sie unter Unsere Cookie-Richtlinie. Sie können alle Cookies akzeptieren, indem Sie auf die Schaltfläche Akzeptieren klicken, oder ihre Verwendung konfigurieren oder ablehnen, indem Sie HIER klicken.