Brevier von Isabella der Katholischen

f. 96r, Der Einzug Jesu in Jerusalem


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Erneut dem Meister des Dresdner Gebetbuchs zuzuordnen und im Temporal angeordnet, zeigt das Gemälde am linken Rand die Apostel – von denen anhand der Haare und des weißen Haares der Heilige Petrus zu erkennen ist – die Jesus Christus nachfolgen, der nur mit einer einfachen blauen Tunika bekleidet und barfuß, mit der rechten Hand segnet, während er mit der linken Hand die Zügel des Esels ergreift, auf dem er reitet. Ihm gegenüber breiten zwei Männer zur Ehrerbietung ihre kostbaren Gewänder auf dem Boden aus und eine Frau faltet ihre Hände, um den Herrn anzubeten. Etwas im Hintergrund zwei Jungen, die jeweils auf einen Baum geklettert sind und ganz hinten ein anderer Mann, der seine Tunika auf dem Boden ausbreitet und verschiedene Menschen – unter denen sich auch Juden befinden – die das Ereignis vor dem Tor der Stadtmauer beobachten und kommentieren. Und ganz weit im Hintergrund, aufgrund der Ferne schon leicht bläulich, eine andere große befestigte Stadt.
Wie in der seit dem Codex Purpureus Rossanensis (Rossano, Erzbischöfliches Museum, f. 1v.) bekannten Formel - während des dritten Viertels des 6. Jahrhunderts in Konstantinopel oder Antiochien geschrieben – bewegen sich die im Gefolge Jesu ziehenden Jünger und die Bewohner Jerusalems in entgegengesetzter Richtung, wodurch alles auf die Gestalt des Herrn ausgerichtet ist. Diese Szene wird sowohl in den synoptischen Evangelien (Mt. 21,1-11; Mk. 11,1-10 und Lk. 19, 29-40) sowie in dem des Heiligen Johannes (12,12-19) beschrieben; dass der Herr jedoch auf einem Esel daherreitet, nähert es der Quelle des Heiligen Matthäus und des Heiligen Johannes an, die eine messianische Prophezeiung Zacharias (Zach. 9:9) wörtlich auslegen. Das von den Einwohnern Jerusalems veranstaltete Fest ist aus den Pilatusakten oder dem apokryphen Nikodemusevangelium entnommen, in dem es heißt, dass die „Kinder der Hebräer Zweige in ihren Händen hielten und schrieen, während andere ihre Gewänder vor ihm ausbreiteten.“
Die Szene des Einzugs Jesu in Jerusalem folgt in ihren Anfängen einer Assimilation der von dem hellenistischen und römischen Ritual abgeleiteten imperialen Ikonographie des einen Ort seines Reichs oder eine eroberte Stadt besuchenden Herrschers durch die christliche Kunst. Der Reitstil Jesu in dem Brevier von Isabella der Katholischen wird seit dem Aufkommen dieser Ikonographie mit der römischen Formel in Zusammenhang gebracht, da er rittlings gezeigt wird. Die Tatsache entlang des vom Herrn zurückgelegten Weges Gewänder vor ihm auszubreiten, war ein Akt der Ehrerbietung gegenüber dem gesalbten König (2. Kön 9, 13). Die ältesten Darstellungen des Einzug Christi in Jerusalem stammen aus dem 4. Jahrhundert und sind nicht nur von der Palmsonntags-Liturgie, sondern auch von der symbolischen Bedeutung der Stadt Jerusalem beeinflusst: diese Stadt ist nicht nur die politische und ideale Hauptstadt der Juden – Zentrum der großen Feierlichkeiten, die im Tempel Salomons stattfanden – oder die Kulisse für das Leiden Christi, sondern auch die ewige Stadt, das himmlische Jerusalem der Christenheit. In den ältesten Darstellungen der hellenistischen Welt, wurde die Betonung auf die symbolische Bedeutung in eschatologischer Hinsicht gelegt: der triumphale Einzug des Herrn in die Himmelsstadt steht für seinen Triumph über den Tod. Genau wie auf der Abbildung auf einer der Tafeln der detaillierten Passion auf dem Hochaltar der ursprünglich gotischen Stiftskirche des Schottenstifts (Wien, Kloster der Schottischen Mönche), der von einem Wiener Meister vor 1469 geschaffen wurde, wird das Ereignis in eine mit Mauern, Türmen und einem Graben befestigte mittelalterliche Stadt verlegt.
Die ausgesprochen originelle Randverzierung zeigt in weißem Kamee gemalte Akanthus-Zweige, die in Handformen auslaufen, deren Stengel sich im unteren Bereich verschränken, womit sie an die alte karolingische Dekoration der Schule von Tours erinnern, die sich von fränkischen Vorbildern und von den britischen Inseln ableitete. Zwischen den vegetabilischen Formen sind zwei kletternde Männer, zwei sitzende Vögel und ein kleiner Affe vorhanden. Auf dem Grasboden eine Elster und Pflanzen mit Blüten.

f. 96r, La entrada de Jesús en Jerusalén

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f. 96r, Der Einzug Jesu in Jerusalem

Erneut dem Meister des Dresdner Gebetbuchs zuzuordnen und im Temporal angeordnet, zeigt das Gemälde am linken Rand die Apostel – von denen anhand der Haare und des weißen Haares der Heilige Petrus zu erkennen ist – die Jesus Christus nachfolgen, der nur mit einer einfachen blauen Tunika bekleidet und barfuß, mit der rechten Hand segnet, während er mit der linken Hand die Zügel des Esels ergreift, auf dem er reitet. Ihm gegenüber breiten zwei Männer zur Ehrerbietung ihre kostbaren Gewänder auf dem Boden aus und eine Frau faltet ihre Hände, um den Herrn anzubeten. Etwas im Hintergrund zwei Jungen, die jeweils auf einen Baum geklettert sind und ganz hinten ein anderer Mann, der seine Tunika auf dem Boden ausbreitet und verschiedene Menschen – unter denen sich auch Juden befinden – die das Ereignis vor dem Tor der Stadtmauer beobachten und kommentieren. Und ganz weit im Hintergrund, aufgrund der Ferne schon leicht bläulich, eine andere große befestigte Stadt.
Wie in der seit dem Codex Purpureus Rossanensis (Rossano, Erzbischöfliches Museum, f. 1v.) bekannten Formel - während des dritten Viertels des 6. Jahrhunderts in Konstantinopel oder Antiochien geschrieben – bewegen sich die im Gefolge Jesu ziehenden Jünger und die Bewohner Jerusalems in entgegengesetzter Richtung, wodurch alles auf die Gestalt des Herrn ausgerichtet ist. Diese Szene wird sowohl in den synoptischen Evangelien (Mt. 21,1-11; Mk. 11,1-10 und Lk. 19, 29-40) sowie in dem des Heiligen Johannes (12,12-19) beschrieben; dass der Herr jedoch auf einem Esel daherreitet, nähert es der Quelle des Heiligen Matthäus und des Heiligen Johannes an, die eine messianische Prophezeiung Zacharias (Zach. 9:9) wörtlich auslegen. Das von den Einwohnern Jerusalems veranstaltete Fest ist aus den Pilatusakten oder dem apokryphen Nikodemusevangelium entnommen, in dem es heißt, dass die „Kinder der Hebräer Zweige in ihren Händen hielten und schrieen, während andere ihre Gewänder vor ihm ausbreiteten.“
Die Szene des Einzugs Jesu in Jerusalem folgt in ihren Anfängen einer Assimilation der von dem hellenistischen und römischen Ritual abgeleiteten imperialen Ikonographie des einen Ort seines Reichs oder eine eroberte Stadt besuchenden Herrschers durch die christliche Kunst. Der Reitstil Jesu in dem Brevier von Isabella der Katholischen wird seit dem Aufkommen dieser Ikonographie mit der römischen Formel in Zusammenhang gebracht, da er rittlings gezeigt wird. Die Tatsache entlang des vom Herrn zurückgelegten Weges Gewänder vor ihm auszubreiten, war ein Akt der Ehrerbietung gegenüber dem gesalbten König (2. Kön 9, 13). Die ältesten Darstellungen des Einzug Christi in Jerusalem stammen aus dem 4. Jahrhundert und sind nicht nur von der Palmsonntags-Liturgie, sondern auch von der symbolischen Bedeutung der Stadt Jerusalem beeinflusst: diese Stadt ist nicht nur die politische und ideale Hauptstadt der Juden – Zentrum der großen Feierlichkeiten, die im Tempel Salomons stattfanden – oder die Kulisse für das Leiden Christi, sondern auch die ewige Stadt, das himmlische Jerusalem der Christenheit. In den ältesten Darstellungen der hellenistischen Welt, wurde die Betonung auf die symbolische Bedeutung in eschatologischer Hinsicht gelegt: der triumphale Einzug des Herrn in die Himmelsstadt steht für seinen Triumph über den Tod. Genau wie auf der Abbildung auf einer der Tafeln der detaillierten Passion auf dem Hochaltar der ursprünglich gotischen Stiftskirche des Schottenstifts (Wien, Kloster der Schottischen Mönche), der von einem Wiener Meister vor 1469 geschaffen wurde, wird das Ereignis in eine mit Mauern, Türmen und einem Graben befestigte mittelalterliche Stadt verlegt.
Die ausgesprochen originelle Randverzierung zeigt in weißem Kamee gemalte Akanthus-Zweige, die in Handformen auslaufen, deren Stengel sich im unteren Bereich verschränken, womit sie an die alte karolingische Dekoration der Schule von Tours erinnern, die sich von fränkischen Vorbildern und von den britischen Inseln ableitete. Zwischen den vegetabilischen Formen sind zwei kletternde Männer, zwei sitzende Vögel und ein kleiner Affe vorhanden. Auf dem Grasboden eine Elster und Pflanzen mit Blüten.

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