Psalterium

f. 154v, Psalm 87 Herr, du Gott meines Heils, zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht.


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Der Psalm greift die schmerzhaftesten Augenblicke und die Todesnähe auf (V. 7, Posuerunt me in lacu inferiori: in tenebrosis, et in umbra mortis// Du hast mich ins tiefste Grab gebracht, tief hinab in finstere Nacht). Die Gefahr des Todes lauert dem Psalmisten wie Christus vor der Passion auf. Drei von den vier zu diesem Psalm gehörenden Szenen haben direkt mit der Leidensgeschichte Christi zu tun, doch ihre Inhalte werden auf verschiedenen Ebenen aufbereitet. Die einzige, die sich diesen ganz offensichtlich den Evangelien entliehenen Inhalten entzieht, ist die erste. In ihr spielt ein bereits sehr alter, an den linken Rand gerückter David von bärtigen, ergrauten Musikern begleitet noch immer den Psalter. Die anderen Musiker lassen Flöte und Tamburin, tragbare Orgel, Bratsche, Lauten und weitere Psalter erklingen. Bei dieser Gelegenheit scheint es sich nicht um festliche Klänge zu handeln. Alles konzentriert sich auf den schwermütigen Inhalt des Psalms und die Musiker einschließlich des Königs bringen in ihren müden Angesichtern die Last der schwersten Augenblicke zum Ausdruck (V. 4, Quia repleta est malis anima mea: et vita mea inferno appropinquavit// Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, mein Leben ist dem Totenreich nahe; Augustinus, Enarraciones III, S. 271). Die Vorstellung von der Gruft, dem Leben unter den Toten und an finsteren, tiefen und verabscheuungswürdigen Orten beherrscht zu einem Großteil den Text, der mit den Fragen des Psalmisten nach einer göttlichen Antwort schließt, die noch nicht gegeben worden ist. Auch die sechs schönen Engel mit der Waffe Christi, die um das Kreuz mit dem Strick, der Dornenkrone und den Nägeln, Peitschen und die Lanze, den Schwamm und Essig, eine andere Peitsche sowie einen durchsichtigen Schleier und das Schweißtuch gemalt worden sind, verbreiten alles andere als Freude. Das Kreuz steht als Hauptsymbol des Leidens Christi, ähnlich wie das auf Folio 149 und könnte aufgrund seines akzentuierten Protagonismus an dasjenige erinnern, das von zwei Engeln aufgestellt wird und das Giotto in den Kontext des Jüngsten Gerichts in der Scrovegni-Kapelle in Padua einbettete.
Die betrübten Gesänge Davids und seiner Begleiter versuchen, der Schuld des Menschen entgegen zu wirken, die erneut in Judas Gestalt annehmen wird. So wird dies in dem unteren Register dargestellt, wo wir Zeuge der Gefangennahme Christi werden, welcher der Augenblick vorausgeht, in dem Judas den Handel mit den Hohen Priestern der Juden abschließt, die erneut mit den Mitren der christlichen Bischöfe abgebildet werden (siehe Folio 117). Die Szene des Verkaufs erweist sich als einzigartig sowohl aufgrund des großen Raums, der ihr gewidmet wird, als auch aufgrund der in derselben definierten Elemente, insbesondere der Tisch, hinter dem drei der wichtigsten Juden Judas empfangen. Auf ihm sehen wir den Beutel, aus dem die Münzen stammen, die ebenfalls auf der Tischplatte abgebildet sind und von denen ein Teil von dem Verräter in Empfang genommen wird. Es handelt sich um eine Szene von hoher Bedeutung, die bereits spätere Praktiken des Bankwesens vorwegnimmt. Die häufig des Wuchers bezichtigten Juden sehen sich so direkt in den Umlauf des Geldes und seine Manipulation verwickelt, wie dies das Bild von 1300 widerspiegelt. In gleicher Weise führt die zweite ausgewählte Episode den Inhalt des Psalms, der von dem Verrat des Herrn spricht, der von seinen eigenen Anhängern dem Feind ausgeliefert wird, (V. 9, Traditus sum, et non egrediebar// Ich bin gefangen und kann nicht heraus.) seinem Höhepunkt zu. Die Umarmung und der Kuss des in grün und ocker gekleideten Judas finden inmitten einer mit bläulichen oder metallischen Helmen ausgestatteten Soldatenmenge statt. Einer von ihnen trägt ein Schild mit dem Stern und dem Halbmond und hält gleichzeitig eine Fackel empor, der eine zweite hinzugefügt wird, ohne jemals die Dichte senkrechter Stäbe zu erreichen, die für andere Gelegenheiten typisch war. Eher als Illuminationsformen scheinen die angezündeten Feuer eine besondere Bedeutung zu haben, wozu ihre Heraushebung bis zu der Episode beiträgt, in der die Engel die Hauptrolle spielen. Der Schatten des Todes legt sich jetzt über den von dem verräterischen Jünger verkauften Jesus und erinnert uns erneut an den Inhalt von Vers 7. Auf diese geschickte Art orientiert sich das Feuer zum Opfer und zum Leiden hin als auch als Strafe für die Ungläubigen. Bei allem vergisst man nicht die vom Apostel Petrus überlieferte Anekdote, der dem gestürzten und blutenden Malchus das Ohr abschlug. Es überrascht das mangelnde Interesse an der anschließenden Pflege des Verletzten, die in anderen Werken viel stärker hervorgehoben wird. Bei der Gefangennahme wird Christus von seinen Anhängern getrennt, so wie es auch im Psalm heißt (V. 9, Longe fecisti notos meos a me...// Die Freunde hast du mir entfremdet....) und der Gefahr des Todes ausgesetzt, wodurch die von David ausgestoßenen Klagen einfacher zu verstehen sind.

f. 154v, salmo 87  Señor Dios de mi salud: de día clamé, y de noche delante de ti

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f. 154v, Psalm 87 Herr, du Gott meines Heils, zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht.

Der Psalm greift die schmerzhaftesten Augenblicke und die Todesnähe auf (V. 7, Posuerunt me in lacu inferiori: in tenebrosis, et in umbra mortis// Du hast mich ins tiefste Grab gebracht, tief hinab in finstere Nacht). Die Gefahr des Todes lauert dem Psalmisten wie Christus vor der Passion auf. Drei von den vier zu diesem Psalm gehörenden Szenen haben direkt mit der Leidensgeschichte Christi zu tun, doch ihre Inhalte werden auf verschiedenen Ebenen aufbereitet. Die einzige, die sich diesen ganz offensichtlich den Evangelien entliehenen Inhalten entzieht, ist die erste. In ihr spielt ein bereits sehr alter, an den linken Rand gerückter David von bärtigen, ergrauten Musikern begleitet noch immer den Psalter. Die anderen Musiker lassen Flöte und Tamburin, tragbare Orgel, Bratsche, Lauten und weitere Psalter erklingen. Bei dieser Gelegenheit scheint es sich nicht um festliche Klänge zu handeln. Alles konzentriert sich auf den schwermütigen Inhalt des Psalms und die Musiker einschließlich des Königs bringen in ihren müden Angesichtern die Last der schwersten Augenblicke zum Ausdruck (V. 4, Quia repleta est malis anima mea: et vita mea inferno appropinquavit// Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, mein Leben ist dem Totenreich nahe; Augustinus, Enarraciones III, S. 271). Die Vorstellung von der Gruft, dem Leben unter den Toten und an finsteren, tiefen und verabscheuungswürdigen Orten beherrscht zu einem Großteil den Text, der mit den Fragen des Psalmisten nach einer göttlichen Antwort schließt, die noch nicht gegeben worden ist. Auch die sechs schönen Engel mit der Waffe Christi, die um das Kreuz mit dem Strick, der Dornenkrone und den Nägeln, Peitschen und die Lanze, den Schwamm und Essig, eine andere Peitsche sowie einen durchsichtigen Schleier und das Schweißtuch gemalt worden sind, verbreiten alles andere als Freude. Das Kreuz steht als Hauptsymbol des Leidens Christi, ähnlich wie das auf Folio 149 und könnte aufgrund seines akzentuierten Protagonismus an dasjenige erinnern, das von zwei Engeln aufgestellt wird und das Giotto in den Kontext des Jüngsten Gerichts in der Scrovegni-Kapelle in Padua einbettete.
Die betrübten Gesänge Davids und seiner Begleiter versuchen, der Schuld des Menschen entgegen zu wirken, die erneut in Judas Gestalt annehmen wird. So wird dies in dem unteren Register dargestellt, wo wir Zeuge der Gefangennahme Christi werden, welcher der Augenblick vorausgeht, in dem Judas den Handel mit den Hohen Priestern der Juden abschließt, die erneut mit den Mitren der christlichen Bischöfe abgebildet werden (siehe Folio 117). Die Szene des Verkaufs erweist sich als einzigartig sowohl aufgrund des großen Raums, der ihr gewidmet wird, als auch aufgrund der in derselben definierten Elemente, insbesondere der Tisch, hinter dem drei der wichtigsten Juden Judas empfangen. Auf ihm sehen wir den Beutel, aus dem die Münzen stammen, die ebenfalls auf der Tischplatte abgebildet sind und von denen ein Teil von dem Verräter in Empfang genommen wird. Es handelt sich um eine Szene von hoher Bedeutung, die bereits spätere Praktiken des Bankwesens vorwegnimmt. Die häufig des Wuchers bezichtigten Juden sehen sich so direkt in den Umlauf des Geldes und seine Manipulation verwickelt, wie dies das Bild von 1300 widerspiegelt. In gleicher Weise führt die zweite ausgewählte Episode den Inhalt des Psalms, der von dem Verrat des Herrn spricht, der von seinen eigenen Anhängern dem Feind ausgeliefert wird, (V. 9, Traditus sum, et non egrediebar// Ich bin gefangen und kann nicht heraus.) seinem Höhepunkt zu. Die Umarmung und der Kuss des in grün und ocker gekleideten Judas finden inmitten einer mit bläulichen oder metallischen Helmen ausgestatteten Soldatenmenge statt. Einer von ihnen trägt ein Schild mit dem Stern und dem Halbmond und hält gleichzeitig eine Fackel empor, der eine zweite hinzugefügt wird, ohne jemals die Dichte senkrechter Stäbe zu erreichen, die für andere Gelegenheiten typisch war. Eher als Illuminationsformen scheinen die angezündeten Feuer eine besondere Bedeutung zu haben, wozu ihre Heraushebung bis zu der Episode beiträgt, in der die Engel die Hauptrolle spielen. Der Schatten des Todes legt sich jetzt über den von dem verräterischen Jünger verkauften Jesus und erinnert uns erneut an den Inhalt von Vers 7. Auf diese geschickte Art orientiert sich das Feuer zum Opfer und zum Leiden hin als auch als Strafe für die Ungläubigen. Bei allem vergisst man nicht die vom Apostel Petrus überlieferte Anekdote, der dem gestürzten und blutenden Malchus das Ohr abschlug. Es überrascht das mangelnde Interesse an der anschließenden Pflege des Verletzten, die in anderen Werken viel stärker hervorgehoben wird. Bei der Gefangennahme wird Christus von seinen Anhängern getrennt, so wie es auch im Psalm heißt (V. 9, Longe fecisti notos meos a me...// Die Freunde hast du mir entfremdet....) und der Gefahr des Todes ausgesetzt, wodurch die von David ausgestoßenen Klagen einfacher zu verstehen sind.

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