Der Girona-Beatus mit seiner außerordentlichen und komplexen Ikonographie war das Meisterwerk des Skriptorium von San Salvador von Tábara. Er ist der reichste an Illustrationen unter allen erhaltenen Beatus-Hanschriften, jener, von dem man mit Recht behaupten kann, dass eine Beatus-Hanschrift nicht bloss ein illustrierter Kommentar zur Apokalypse ist. Der Beatus von Girona gehört zur II Familie der Beatus-Hanschriften, wenn auch nur in einem Nebenzweig. Das, was dieses Manuskript so aussergewöhnlich macht, ist die grosse Anzahl illustrativen Materials, welches es enthält. Es beginnt mit einem Kreuz und einem Maiestas, auf die eine Vision des Himmels folgt, von der keine Vorgänger bekannt sind. Von den acht Miniaturen der Evangelisten, sind noch sechs erhalten (dem Beatus von Girona fehlt nur eine sehr geringe Anzahl von Blättern). Weiters erscheinen Genealogien, die sich in einen beeindruckenden, einzigartigen Zyklus des Lebens und des Todes von Jesus Christus weiterentwickeln. Es kommt auch der seltsame, orientalische Vogel vor, der gegen die Schlange kämpft.
" Wenige Jahre nachdem der Beatus von Valcavado fertiggestellt wurde, begann man an einem der wichtigsten spanischen Manuskripte aller Zeiten zu arbeiten, dem Beatus von Girona. Er wird als der am besten Erhaltene von allen illustrierten Beatus-Handschriften bezeichnet, jener, von dem man mit Recht behaupten kann, dass ein Beatus mehr als nur ein Kommentar zur illustrierten Apokalypse ist, der von einem Abt aus Liébana, mit Namen Beato geschrieben wurde (...).
Außerdem handelt es sich dabei um eines der bekanntesten Manuskripte, neben dem Beatus von Fernando I und, mit Sicherheit um jenes, welches am häufigsten studiert wurde. Bis zur Erscheinung der letzten grossen Exemplare aus dem 12. und 13. Jahrhundert (Beatus von San Pedro de Cardeña, San Andrés de Arroyo und Las Huelgas) war dieses Werk vom Umfang her das Größte, obwohl die Blätter für einen Einband zugeschnitten wurde. Außerdem sind in diesem Werk die meisten mohammedanischen Elemente anzutreffen, neben den karolingischen Einflüssen. Das Besondere an diesem Beatus ist der figurative Reichtum, der über die Darstellungen der Apokalypse hinausgeht und die Kenntnisse über wenig gebräuchliche Texte voraussetzt, genau so wie auch die Bilder wenig geläufig sind."
Joaquín Yarza
Beato de Liébana. Manuscritos Iluminados